Cassian Maria SPIRIDON

Solstiţiu

 

Du zählst deine Augenblicke

wie andere die falschen Münzen

rammst den Spaten in die Dürre der Erde

suchst dich

in die kürzeste Nacht

 

die Klarsicht erfriert

du richtest dich/ unpersönlich

schlägst

wie ein Computer

mit einer teuflischen Phalanx

(pas)sieren(soll) alles

auch gut auch schlecht

ist niemand da zu öffnen

 

die Knochenpforten

nur sie/ eine nicht zu lange Zeit

mein Fingerabdruck tragen werden

ein wiederkehrendes Refrain

wie eine abgenutzte Scheibe

 

du hast noch Augenblicke/ hast noch zu zählen

Sekunde nach Sekunde

wie es vorbeigeht

alles was vergeht

hinter der Rückseite des Mondes

finden Zuflucht

die Knospen der Nacht

von dort/ kräftiger Stamm hebt

die Dunkelheit

des Leben Verschlingenden

 

 

* * *

(O ploaie de sînge…)

Ein Regen voller Blut überflutet mich

zerfetzt mein Brustschild

mit von dem Licht des Leidens verformtes Blei

wie die Liebe in Abwesenheit der Sünde

 

ein Sieg gegen das Nichts

im Hemd umhüllt die Nichtigkeit des Lebens

der sture Mond

verweigert die kosmischen Desaster

und schläft in dem von dem Staub verwitwete Brise

kein Vater/ keine Mutter

die verlorenen Söhne

haben das Johannisbrot

nicht fertig

sollst vor dich denn

schmalen Pfad der Freude haben

mit suchenden Händen

in Brennnessel

 

aus Eimern soll der rote

Wein fließen

und betest am Morgen und Mittag

am Abend und die ganze Nacht

mit Stirne voller Hoffnung

wie an dem Tag nach einem großen Sturm

 

immer näher der Augenblick wenn ich

nicht mehr Schnee sein

 

werde/ und danach/ wird er genauso weiß

die Kinder viel höher gewachsen

die Bäume mal grün/ mal trocken

die Herzen immer näher an denen

zum Himmel gestiegenen Seelen

 

Das schneeweiße Leichentuch

umhüllt

das ganze Ringen

 

***

(sînt singur…)

ich bin alleine/ spüre immer sicherer

dass ich viel zu viele

Tage und Jahre gelebt habe

in denen/ Abend für Abend

ich streiche die Zahnbürste über die Zähne

die die tief ins Herzen

des Biestes beißt

morgens/ die Zahnbürste bürstet

das blutrote Zahnfleisch

 

in diesem Augenblick ein Vogel bin ich

sich mit den Flügeln ruhend in den Nägeln

wofür ist gut der Flug

wofür die Nacht

wenn die Liebe zu rufen mich vergaß

 

ich bin mir

heute/ morgen und viele Jahrhunderte

nur noch Erinnerung

 

ein Haufen Schutt

erinnert noch/ an dem was ich mal war

aus dem ich hätte sein sollen

 

 

Askese

(asceză)

 

geschlossen halte ich im  großen stummen

Brustraum die Wörter

ich lasse das Rauschen des Meeres

mit raue winterliche Hände

schlagen

wie ein erbarmungsloser Hammer ins Trommelfell

verweigere meinen Namen und viele Andere

 

ein Herz  mit dem Nichts gekoppelt

ist die Seele von klangvolle Schritte begleitet

einer Musik im Kontrapunkt

verschlungen von des Meeres Kiefer

ich lasse mich umschlungen von der Leere

die klafft zwischen den Wellen

 

Ein Leben in Gehorsam

 

Vernehmungen

(Interogaţii)

 

warum und wieso soviel Schläge

auf die Brust und auf das Hirn

warum in vorderster Front

in schlammigen Schützengräber

mein Herz soll wach bleiben

aus den Stiefeln soll mir das

ganze Blut fließen

in Gräbern/ auf der Wiese

soll ich so rot sein

wie die Dämmerung

wenn die verwundete Sonne

sinkt unter der Tracer

des Tages

fällt wie einer

zum Tode verurteilter

 

 

* * *

(asist încremenit…)

 

beobachte sprachlos

eine Steinwälle/ in Wurzeln verankert

es sind die Chlorophyllen Zeiten

gebeugte Spitzen/ entschlossen

dort/ neben den neben dem großen Felsen

Schutzbereich des Einsiedlers

Nächte und Tage

für beten Rat und Askese

erster Gedanke ins Morgensvolle

das Netz ist breit

wie das Gewölbe einer Symphonie

 

Traduceri de Christian W. SCHENK