Solstiţiu
Du zählst deine Augenblicke
wie andere die falschen Münzen
rammst den Spaten in die Dürre der Erde
suchst dich
in die kürzeste Nacht
die Klarsicht erfriert
du richtest dich/ unpersönlich
schlägst
wie ein Computer
mit einer teuflischen Phalanx
(pas)sieren(soll) alles
auch gut auch schlecht
ist niemand da zu öffnen
die Knochenpforten
nur sie/ eine nicht zu lange Zeit
mein Fingerabdruck tragen werden
ein wiederkehrendes Refrain
wie eine abgenutzte Scheibe
du hast noch Augenblicke/ hast noch zu zählen
Sekunde nach Sekunde
wie es vorbeigeht
alles was vergeht
hinter der Rückseite des Mondes
finden Zuflucht
die Knospen der Nacht
von dort/ kräftiger Stamm hebt
die Dunkelheit
des Leben Verschlingenden
* * *
(O ploaie de sînge…)
Ein Regen voller Blut überflutet mich
zerfetzt mein Brustschild
mit von dem Licht des Leidens verformtes Blei
wie die Liebe in Abwesenheit der Sünde
ein Sieg gegen das Nichts
im Hemd umhüllt die Nichtigkeit des Lebens
der sture Mond
verweigert die kosmischen Desaster
und schläft in dem von dem Staub verwitwete Brise
kein Vater/ keine Mutter
die verlorenen Söhne
haben das Johannisbrot
nicht fertig
sollst vor dich denn
schmalen Pfad der Freude haben
mit suchenden Händen
in Brennnessel
aus Eimern soll der rote
Wein fließen
und betest am Morgen und Mittag
am Abend und die ganze Nacht
mit Stirne voller Hoffnung
wie an dem Tag nach einem großen Sturm
immer näher der Augenblick wenn ich
nicht mehr Schnee sein
werde/ und danach/ wird er genauso weiß
die Kinder viel höher gewachsen
die Bäume mal grün/ mal trocken
die Herzen immer näher an denen
zum Himmel gestiegenen Seelen
Das schneeweiße Leichentuch
umhüllt
das ganze Ringen
***
(sînt singur…)
ich bin alleine/ spüre immer sicherer
dass ich viel zu viele
Tage und Jahre gelebt habe
in denen/ Abend für Abend
ich streiche die Zahnbürste über die Zähne
die die tief ins Herzen
des Biestes beißt
morgens/ die Zahnbürste bürstet
das blutrote Zahnfleisch
in diesem Augenblick ein Vogel bin ich
sich mit den Flügeln ruhend in den Nägeln
wofür ist gut der Flug
wofür die Nacht
wenn die Liebe zu rufen mich vergaß
ich bin mir
heute/ morgen und viele Jahrhunderte
nur noch Erinnerung
ein Haufen Schutt
erinnert noch/ an dem was ich mal war
aus dem ich hätte sein sollen
Askese
(asceză)
geschlossen halte ich im großen stummen
Brustraum die Wörter
ich lasse das Rauschen des Meeres
mit raue winterliche Hände
schlagen
wie ein erbarmungsloser Hammer ins Trommelfell
verweigere meinen Namen und viele Andere
ein Herz mit dem Nichts gekoppelt
ist die Seele von klangvolle Schritte begleitet
einer Musik im Kontrapunkt
verschlungen von des Meeres Kiefer
ich lasse mich umschlungen von der Leere
die klafft zwischen den Wellen
Ein Leben in Gehorsam
Vernehmungen
(Interogaţii)
warum und wieso soviel Schläge
auf die Brust und auf das Hirn
warum in vorderster Front
in schlammigen Schützengräber
mein Herz soll wach bleiben
aus den Stiefeln soll mir das
ganze Blut fließen
in Gräbern/ auf der Wiese
soll ich so rot sein
wie die Dämmerung
wenn die verwundete Sonne
sinkt unter der Tracer
des Tages
fällt wie einer
zum Tode verurteilter
* * *
(asist încremenit…)
beobachte sprachlos
eine Steinwälle/ in Wurzeln verankert
es sind die Chlorophyllen Zeiten
gebeugte Spitzen/ entschlossen
dort/ neben den neben dem großen Felsen
Schutzbereich des Einsiedlers
Nächte und Tage
für beten Rat und Askese
erster Gedanke ins Morgensvolle
das Netz ist breit
wie das Gewölbe einer Symphonie
Traduceri de Christian W. SCHENK