Das Bewusstsein des Kirschbaums
An diesem Abend schreibt die Poesie
mit mir Losungen für Schwäne
sie verwechselt mich mit der Rose des Genies
an welcher der Duft in Dornen verwandelt wurde
und man empfiehlt mir Gras anstatt Lektüre.
Aber als im rauchigen Tal
Die Federspiegel der Pfauen ihre vergebliche Schönheit beklagen,
beginnt das Hemd der Hoffnung fast rücksichtslos nach
Schweiß zu riechen,
eine beethovensche Seuche
mäht plötzlich mein Klavier
und ich spüre meine Zunge bitter im Mund
wie eine Schmetterlingspuppe von der
alle Worte geflogen sind.
Ich bemerke aber, mit schändlichem Neid
dass Tau auf die Blumen fällt
ohne gerufen zu sein,
dass Gras nicht aus Eigenliebe wächst,
und Kirschbäume ohne eigene
Teilnahme
erblühen.
Noch eine Nacht mit Hamlet
ich habe dich immer von Shakespeare verlangt
gib mir noch ein wenig Hamlet
heute Abend muß ich Antwort bekommen
und habe weder Kraft noch Mut noch Mund
Ah, deine ewig frische Frage
durch sie allein können wir Freiheit gewinnen!
Du hattest den Kopf von Smoktunowski,
von Wisotzki, von Caramitru
dein Irrsinn hatte kurz geschnittene Haare,
wie der meine
dein Mund war
voller Schneesturm
Oh, meine Seele war das Bühnenbrett
auf welchem du mit festem Schritt erschienst
Ist die Jugend einmal vergangen, glaube ich
dass ich mich von dir trennen werde, bleicher Prinz,
aber meine Fragen werden bescheiden
deinen erleuchteten Fragen folgen,
wie die eines Schülers…
Siehe, es ist Mitternacht. Ein abnehmender Mond
schaut von Turm auf mich. Ich stehe auf der Scheide
von Leben und Tod
ich rufe, ich rufe, ich rufe dich an bis
das Schauspiel in mir aufleuchtet: oh, wer ist
der einsame Knabe,
der Prinz im aschgrauen Mantel der jetzt
aus dem Nebel meines Gehirns tritt?
Von der Seite, vom Nachttisch
mit rotem Gesicht, grüßt ihn ehrerbietig Yoriks Schädel
„Vielmals willkommen, Milord,
gerade planten wir
die Frühlingsspielzeit…“
Gott hat die Schlüsselchen verloren
Alles wurde äußerlich
die Worte wurden aus ihrem Sinn gerissen
die Grillen vom Faden des Liedes
aus der Erde gezogen
Wie geht es Ihnen, Herr Kant?
und Ihnen, Herr Heidegger?
haben Sie noch die angenehme Gewohnheit
mit dem Pfeifentabak
kleine Syllogismen zu schnupfen?
Siehe da, als ich auf dem Punkt war
mich von ihren erhabenen Wahrheiten überzeugen zu lassen
aus der Kritik der Reinen Vernunft schlüpft eine Küchenschabe
von mein Geschöpf, schwups! fällt der Engel auf die Zeitung
wie ein Stück Fleisch
Nichts kann mehr sein wie vorher
ein böser Wind hat die Schöpfung verweht
der Schnecke dieser Welt, nein, will sich nicht mehr in ihr Haus zurückziehen
Zwischen Erwachen und Schlaf
zwischen Gebet und Lästerung
halte ich meine zerteilte Seele in der Hand
und auch Sie, Herr Kant,
und auch Sie, Herr Heidegger,
können mir nicht helfen
soll ich sie zusammenfügen, wie das Gelbe im Ei,
soll ich sie wie eine kleine Schraube
in eine Maschine einbauen
Traducere în limba germană:
Mircea M. Pop şi Joachim Schwietzke